Krieg und Heimat
(Zur Anfangsseite auf Logo klicken)
Geschichte bis 1944
Das Kirchspiel Schaaken (Herbert Laubstein) Schaaken bestand aus den Ortsteilen Domäne Schaaken, Liska Schaaken und Kirche Schaaken. (Die genaue Bezeichnung lautet: Schaaken, Kreis Samland/Ostpreussen (Russisch Nekrasowo), heute Kaliningrader Oblast (Königsberger Gebiet). Der Ortsname Schaaken enthält das prussische schokis („Gras“). Die erste urkundliche Erwähnung von Schaaken (Schokin) ist wohl in dem Teilungsvertrag von 1258 erwähnt. Nach der Besetzung des Prussenlandes durch den Ritterorden nahm der Ritterorden sofort große Landflächen in Eigenbewirtschaftung. 1328 wurde in Schaaken mit dem Bau eines Ordenshauses in Stein begonnen; in der achteckigen Form der früheren prussischen Wallburg. Seit spätestens 1397 bestand in Schaaken ein Pflegeamt, das der Komturei Königsberg unterstand. In der Nähe der Burg entstand ein Ordensspeicher für den Fischhandel (Schaaksvitte = Vitte). Um 1425 wurde um das Schloß ein Kammerhof angelegt, die spätere Domäne. 1525 war Schaaken ein Ausgangspunkt für den Bauernkrieg.
Um 1569 sprach man noch prussisch. Im Jahre 1606 wurde die Burg durch einen Brand zerstört und später wieder aufgebaut. Nach 1525 war Schaaken Kammeramt. Ab 1642 bestand neben dem Hauptamt ein Amt Schaaken. Im Jahre 1752 wurde .aus den Hauptämtern Fischhausen, Schaaken und Neuhausen das steuerrätliche Schaaken gebildet. Das dann im Jahre 1815 eingerichtete Landsratsamt ging 1819 in den Kreis Königsberg über. Die Ordensburg selbst hatte einen fast runden aus Feldsteinen erbauten Mauerring, an dem sich die Gebäude (Spreicher) von innen anlehnten. Nach mehreren Umbauten diente die Burg auch als Wohnhaus der Pächter. Ab 1912 bis zur Flucht (Vertreibung) im Jahre 1945 waren die Familien Riebensahm Pächter der Domäne. (Weitere Informationen zur Ordensburg finden Sie hier und auf wikipedia). Schaaken wurde, wie die meisten Nachbarorte, am 27. Januar 1945 von der Roten Armee kampflos eingenommen. Lediglich zwei Häuser, das Kaufhaus Groß und das Wohnhaus Bleck fielen offenbar bewußt entfachten Bränden zum Opfer. Bereits in Sommer 1945 begann nan wieder mit der Feldarbeit. Schaaken war eine örtliche Brigade und gehörte zur Sowchose 173, deren Militärkommandantur sich in Gallgarben befand. Wie anderswo, wurden auch in Schaaken im 1946 die ersten Zivilrussen angesiedelt. Bis im Jahre 1946/47 leitete ein Deutscher, namens Trampenau, die Schaakener Brigade. Der Hungerwinter 1946/47 brachte für viele Deutsche den Tod. Ganze Familie verhungerten. Die letzten Deutschen wurden 1948 in die damalige Sowjetische Besatzungszone (S3Z) ausgewiesen. Offiziell bezeichnete man dies beschönigend als Umsiedlung. Wie überall auf dem Lande, sind auch in Schaaken nach der Ausweisung der Deutschen, viele Häuser, die im Laufe der Jahre verkommen sind, dem Erdboden gleich gemacht worden. Die Kirche in Schaaken Die Hauptaufgabe des Ritterordens bestand in der Einführung der christlichen Religion, womit u.a. auch die Errichtung von Gotteshäusern verbunden war. Die Kirche in Schaaken war aus verputzten Feld- und Backsteinen im 14. Jahrhundert erbaut worden. In der Kirche bafanden sich wertvolle Malereien. Die Orgel war 1734 von Johann Casparini gebaut worden. Der Turm der Kirche war mit Kupfer gedeckt und ragte hoch ins flache fruchtbare Land. Sie enthielt 600 Sitzplätze. Der Barockaltar war im 17. Jahrhundert aufgestellt worden. Je zwei Bronzeglocken des Geläuts hatte die Gemeinde in den beiden Weltkriegen hergeben müssen. Eine, die Älteste, im Jahre 1736 gegossen, hatte man ihr belassen. Sie trug die Inschrift “Vivo voco, fulgura frango, mortuos plango”. Das heißt: „Die Lebenden rufe ich, die Blitze breche ich, die Toten beklage ich.“ Dazu noch eine Niederschrift unseres letzten Pfarrers, Herrn Glaubitt: "Häufig genug hat sie im Laufe der Jahrhunderte Tote beklagt. Am ergreifendsten aber war ihr Klang in den Jahren 1945 bis 1948, wenn sie nichtgeflüchteten Gemeindegliedern, die dem großen Hungersterben dieser Jahre zum Opfer fielen, zum letzten Gang läuten durfte. Und als in der Zeit von 1947 bis 1948 die letzten Gemeindeglieder, die das höllische Inferno jener Jahre überlebt hatten, ausgewiesen wurden, da mag mancher einen letzten wehmütigen Blick auf unsere alte Schaakener Ordenskirche geworfen haben, in der er oft geweilt, in der er vielleicht getauft, konfirmiert und getraut worden war, in deren Nähe auf den Friedhöfen die Gräber seiner Lieben lagen. Ein letzter Gruß der Zeugin einer reichen, schönen und auch glücklichen Vergangenheit.“ Obwohl die einstmals schöne Ordenskirche 1948 noch unversehrt war, ist sie heute eine Ruine. Anfangs ist die Kirche als Getreidespeicher genutzt worden und später immer mehr verfallen. Schaaken hatte für die umliegenden Ortschaften nicht nur durch die Kirche und den beiden Friedhöfen eine Bedeutung. In Schaaken war auch das zuständige Standesamt, der Arzt, der Zahnarzt, das Krankenhaus und die Molkerei ansässig. Anmerkung zur Literatur: Manche Geschichtszahlen und Zitate sind aus dem Buch "Güter im Kreis Samland" sowie aus dem Buch "Ostpreußen Wegweiser" von Georg Hermanowski entnommen. Die Fotos s/w sind überwiegend Fotos des ehemaligen Fotografen Krauskopf. Die Farbfotos © sind Aufnahmen des Verfassers.